Reisebericht: Die mallorquinischen Tropfsteinhöhlen - abseits des Tourismus
Sprach man einst noch von ca. 200 Höhlensystemen, so sind inzwischen über 5000 Höhlen auf der Baleareninsel katalogisiert. Allein die Cova des Pas de Vallgornera, die jedoch nur von einer ausgewählten Personengruppe betreten werden darf, weist ein Tunnelsystem von ca. 72 km auf. Als tiefste Höhle mit etwa 310 m unter dem Meeresspiegel gilt die Avenc des Puig Caragoler. Allerdings ist auch diese Höhle der Öffentlichkeit nicht zugänglich. Aufgrund der rutschigen Steine und des eventuell hohen Kohlenmonoxidgehaltes sollte man sich auch in keine Höhle hinein wagen, die man nicht kennt. Es sei denn, es werden geführte Touren angeboten, bei denen einem ein Guide beim Abseilen hilft und einen so weit in die Höhle führt, wie sie bekannt ist. Wenn Ihr also selbst einen geheimen Eingang entdeckt – und davon gibt es viele – wiedersteht bitte Eurer Neugier und haltet Euch lieber an die ungefährlichen, für den Tourismus erschlossenen Höhlen.
Die mallorquinischen Tropfsteinhöhlen sind beliebte Ausflugsziele und daher in der Saison entsprechend gut besucht. Vor allem die Cuevas del Drach – bis zu 25 Metern unter der Erdoberfläche und mit einer Länge von 1200 m. Der im Innern der Höhle zu findende See, der Lago Martel, der als einer der größten unterirdischen Seen der Welt gilt, ist der absolute Publikumsmagnet, denn am Ende der Führung wird der See von einem Boot überquert, auf dem LIVE musiziert wird. Anschließend hat man die Möglichkeit, mit dem Boot über den See zum Ausgang zu fahren.
Leider werden in den Drachenhöhlen recht große Gruppen pro Führung angenommen… Man hat kaum Zeit für Fotos und wer nicht ganz vorne steht, der hört auch nichts von den Informationen, die einem hier in mehreren Sprachen gegeben werden. Am Ende möchten dann alle mit dem Boot über den See fahren – dafür ist man ja extra her gekommen. Doch wenn man sich anschaut, wie lange man bei den vielen Menschen auf die Überfahrt warten müsste, wählt man meist den Fußweg am Wasser entlang zum Ausgang. Die unterirdische Bootsfahrt (über eine Strecke von etwa 100 m) ist nun nicht mehr so wichtig…
Die Höhlen von Artà liegen auf dem Gemeindegebiet von Capdepera und sind so ganz anders als die Cuevas del Drach. Diese Tropfsteinhöhlen zeichnen sich durch ihre Höhe aus. Von einem Saal gelangt man in den nächsten und trifft beispielsweise auf einen Stalaktiten von 22 Metern Länge. Es gibt keinen See – aber dafür auch nicht so ein Gedränge. Die kleinen Gruppen werden durch die Hallen der Höhle geführt. Niemand hetzt einen. Man hat Zeit in Ruhe die Eindrücke festzuhalten – auch, wenn man dafür die eine oder andere Beschreibung zu den Steinformationen verpasst. Am Ende der Tour erwartet einen ein unbeschreiblich schöner Ausblick auf das Meer.
Die Cuevas de Genova in der Nähe von Palma sind kleiner als die anderen Höhlen. Manchmal kann man ganz ohne Guide durch gehen und bekommt nur eine kleine Einführung. Aufgrund der Größe der Höhle kommt sie auch bei kleinen Gruppen schnell an ihre Kapazitätsgrenze. Durch bunte Beleuchtung wirken die Tropfsteine ein wenig kitschig, wie man bereits auf der Internet-Seite erkennen kann.
Das ganze Gegenteil hiervon sind die Cuevas de Campanet. Auf einem 400 m Rundgang durch die insgesamt 3200 m2 große Höhle mit verschiedenen „Räumen“ und einer Deckenhöhe von bis zu 10 Metern sieht man zwar ausgeleuchtete Tropfsteine, doch keineswegs in bunten Farben. Teilweise wirkt das Licht vielleicht ein wenig kühl – aber definitiv nicht kitschig. Die Gruppen sind klein gehalten, so dass die Besichtigung sehr entspannt verläuft. Anschließend kann man im hübschen Cafe noch den Blick in die Natur genießen oder einen Spaziergang durch das Gebiet rund um die „Ses Fonts Ufanes“ machen. Aufgrund der Lage in einer weniger touristischen Region gibt es meist nur 2 Führungen am Tag.
Zu guter Letzt gibt es dann noch die Cuevas dels Hams. Ich muss gestehen, dass ich diese Höhlen immer gemieden habe, weil mir alle erzählten, dass es dort so extrem touristisch zugeht. Letzte Woche wollte ich dann mal Tourist sein und auch diese Höhlen kennenlernen. Und ich muss sagen, ich war extrem beeindruckt und genau deshalb empfehle ich Euch diese Höhlen hier. Schon auf dem Weg zum Eingang geht man über eine Treppe hinunter in eine halb offene Höhle. Dort finden auch immer mal wieder Konzerte statt. Ein kleiner Botanischer Garten liefert die Kulisse für den offenen Höhlenraum. Die Luftfeuchtigkeit ist im Eingangsbereich bereits sehr hoch. Von dort aus geht es in die Blaue Höhle (durch entsprechende Beleuchtung wird sie ihrem Namen gerecht). Hier bekommt man anhand von zwei kleinen Video-Shows die Geschichte der Entstehung der Höhle und ihrer Entdeckung erzählt. Dann geht es weiter zur Besichtigung Teil zwei. Und ich sage Euch ganz ehrlich... ich fühle mich wie in einer anderen Welt. Einer Welt von Elfen und Feen – ein bißchen auch wie in Gullivers Reisen. Die Höhle ist nicht sehr hoch und man schaut in die eher niedrigen und faszinierenden Bereiche der Tropfsteine hinein, während man entspannt durch die Höhle schlendert. In jedem Raum läuft ein Tonband in mehreren Sprachen, dem man einfach zuhören kann – so lange man will. Keiner drängelt, alle machen in Ruhe ihre Fotos, bis wir an einem kleinen See wieder zusammen treffen. Eine Musikshow mit auf die Felsen projezierten Bildern wird uns gezeigt. So kitschig, dass es wirklich schon wieder schön ist – irgendwie bezaubernd. Tatsächlich haben mir diese Höhlen am Besten gefallen und ich empfehle jedem den Besuch der verspielten Cuevas dels Hams, die uns noch einmal in unsere Kindheit und eine Fantasiewelt entführen. Leider ist der Eintritt mit 22 Euro nicht ganz billig, aber dennoch lohnt sich der Besuch.
Liebe Grüße
Tatjana von der Yoga Finca Son Mola Vell
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