Reisebericht Deutschland: Mit Yin und Yang Yoga zur inneren Mitte
Wie schon bei meiner ersten Yogareise im Seehotel Niedernberg im Februar 2020, hatte ich mir auch für meine zweite Reise das Thema „Yin und Yang Yoga“ ausgesucht. Ich hatte die Yogastunden so aufgeteilt, dass wir am Morgen eine dynamisch Hatha Yoga Praxis und am Abend eine ruhige Yin Yoga Praxis hatten. Die Erklärung dafür ist ganz einfach: am Morgen sind wir noch aktiver, haben mehr Kraft und sowohl der Tag als auch die Sonne werden dem „Yang“ zugeschrieben – im Gegensatz dazu steht die Yin Yoga Praxis für Ruhe, Rückzug und Entspannung, also perfekt für den Abend, der gemeinsam mit dem Mond für das Yin steht. Von 7.30 Uhr – 9.30 Uhr waren wir in unserem Yogaraum mit Blick auf den See. Der Raum hatte eine sehr entspannende und idyllische Atmosphäre und wir haben uns alle gleich sehr wohl gefühlt.
Wir hatten uns am ersten Abend schon beim Abendessen kennengelernt, da wir aber eine Runde von 10 Frauen waren, konnte man sich natürlich noch nicht gleich mit allen unterhalten. Daher haben wir am ersten Tag eine kleine Runde zum Kennenlernen gemacht – genauer gesagt einen Frauenkreis. Ich hatte ein Knäuel rote Wolle (Die Farbe Rot steht für die Weiblichkeit) mitgebracht und begann damit die Vorstellrunde. Ich erzählte den Teilnehmerinnen wer ich bin, was mich ausmacht, wo ich gerade im Leben stehe und was für Wünsche und Vorstellungen ich für die gemeinsame Yogawoche hatte. Den Faden band ich mir dreimal um das linke Handgelenk (links ist die weibliche Seite) und warf das Knäuel, nachdem ich fertig geredet hatte an eine Teilnehmerin, die mir in unserem Kreis gegenübersaß. So ging es dann immer weiter: die Damen stellten sich vor, erzählten welche Erfahrungen sie bereits mit Yoga hatten, wieso sie sich für die Reise entschieden hatten und was ihre Wünsche für die Yogawoche waren. Das Knäuel wurde, nachdem es jeweils um das linke Handgelenk gebunden wurde, weitergeworfen und so entstand am Ende ein schönes Mandala, das von uns als Kreis eingerahmt wurde. Da ich begonnen hatte, schnitt ich als erste meine Fäden ab, verknotete das Band um mein linkes Handgelenk und machte dasselbe bei der Teilnehmerin, die das Knäuel von mir zugeworfen war. So wurde es dann weitergemacht: die Teilnehmerinnen folgten dem Faden zur nächsten Yogini, verknoteten ihr Band und schnitten den Faden durch. Wir alle entschieden uns dazu das rote Band die ganze Woche am linken Handgelenk zu tragen und waren somit auch symbolisch miteinander verbunden.
Die Morgenpraxis gestaltete ich so: wir begannen mit einer kleinen Meditation zum Ankommen, für die sich die Teilnehmerinnen bequem hinsetzen oder legen konnten. Ich führte die Yoginis durch ihre Gedanken– und Gefühlswelten und lud sie ein vom Denken immer mehr ins Fühlen zu kommen, wahrzunehmen was in ihren körperlichen, mentalen und emotionalen Ebenen vorgeht. Die Meditation schlossen wir damit ab, dass der Atem zuerst nur beobachtet, wahrgenommen und gefühlt wurde. Nach ein paar Minuten begannen wir den Atem aktiv zu vertiefen und ihn durch den Körper zu lenken. Die Asana-Praxis stimmte ich auf die Bedürfnisse der Teilnehmerinnen an. Ich suchte einen gemeinsamen Nenner, bat aber immer mehrere Variationen an. Wir haben viel mit Hilfsmitteln (Decken, Kissen, Gurten, Blöcken) gearbeitet und ich habe Hilfestellungen angeboten. Die Schlussentpannung, savāsana, war eine von mir geführte Meditation, um den Körper vollkommen zu entspannen.
Nach der morgendlichen Praxis gingen wir alle gemeinsam zum Frühstück und genossen das leckere Buffet. Die Stimmung war immer sehr gut und es entstanden viele großartige Gespräche. Ich hatte mich bewusst jeden Tag an einen anderen Platz gesetzt, damit keine strikte „Sitzordnung“ entsteht und man immer mal wieder jemand anderen neben sich sitzen hat. Der Mittag war zur freien Gestaltung und wurde von allen unterschiedlich genutzt: Liegen am und Schwimmen im See, Wellness-Angebote vom Hotel, Radtour, Spaziergang, Wanderung, Ausflug nach Aschaffenburg und Miltenberg, Einkaufsbummel, etc. Von 16:30 – 18:30 Uhr war wieder Yoga-Zeit.
Am ersten Tag erzählte ich den Teilnehmerinnen was genau Yin Yoga ist, was im Körper passiert, was beachtet werden und wie die Verbindung dieses Yogastils mit der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) ist. An den weiteren fünf Tagen haben wir uns jeweils mit einem der 5 Elemente/Wandlungsphasen beschäftigt: Holz, Feuer, Erde, Metall, Wasser. Wir begannen die Stunde mit einer geführten Meditation und Fantasiereise passend zum Element (z.B. Holz: Frühling, Wald, Wiese, Holz, Morgenstunde, Grün, Wind) und Informationen zur jeweiligen Wandlungsphase (z.B. die dazugehörigen Organe und deren Meridiane). Die Yogapraxis plante ich jeweils so, dass wir uns jeden Tag mit Asanas (Körperhaltungen) beschäftigten, die die jeweiligen Meridiane (Energiekanäle) der Elemente ansprachen. Während savāsana las ich eine Geschichte vor, die das jeweilige Gefühl zu den Wandlungsphasen im Fokus hatte.
Nach der Yogapraxis gingen alle kurz auf ihr Zimmer, um sich frisch zu machen für das Abendessen. Die Menü-Auswahl (Fleisch, Fischer oder Vegetarisch) hatten wir immer schon vor der Yogapraxis getroffen und so durften wir uns ganz sorgenfrei vom netten Personal des Seehotels umsorgen lassen. Wie auch das Frühstück, war das Abendessen ausgesprochen lecker. Auch am Abend wechselten wir oft die Plätze und unterhielten uns, bis die Sonne unterging. Manche Teilnehmerinnen gingen danach auf ihr Zimmer, während andere noch gemeinsam eine kleine Runde um den See spazierten.
Ich bin sehr dankbar, dass ich einen so entspannten und schönen Aufenthalt im Seehotel Niedernberg hatte, gemeinsam mit einer großartigen Gruppe voller sehr unterschiedlicher, ganz wundervoller Frauen. Besonders gefreut hat mich, dass neben den 9 Teilnehmerinnen und mir als Yogalehrerin auch zwei Babys im Bauch mit geübt haben – eines bei einer Teilnehmerin und eines bei mir. Bei meiner ersten Reise im Jahr 2020 war ich mit meinem ersten Sohn schwanger und nun durfte ich diese wundervolle Erfahrung mit meinem zweiten Baby ebenfalls teilen. So werden beide Reisen und die Erinnerungen daran immer ganz besonders für mich bleiben.
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