Interview mit Yogalehrerin Sabina Schmiedel
NEUE WEGE: Was hat Dich motiviert mit Yoga anzufangen und es zu lehren? Wie sah Deine Yoga-Reise seitdem aus?
Sabina Schmiedel: Meine Yogareise begann vor 35 Jahren mit meiner ersten Schwangerschaft. Ich war sehr jung und konnte mir überhaupt nicht vorstellen an einem Schwangerschaftskurs teilzunehmen. Meine Hebamme gab mir die Adresse einer Yogalehrerin, die mich mit Asāna, Pranayāma und mit tiefer Gelassenheit auf die Geburt vorbereitete. Danach war ein Leben ohne Yoga nicht mehr denkbar für mich.
In den 1990er Jahren waren Ayurveda und Yoga noch nicht so populär wie heute. Also machte ich mich auf die Suche nach passenden Ärzten und Therapeuten. Nachdem ich nährende und heilende Erfahrungen sammeln durfte, reifte in mir der Wunsch das Erlernte auch zu lehren. Meine erste Yogaausbildung machte ich an der europäischen Akademie für Ayurveda, die damals noch in den Kinderschuhen steckte. Bald darauf absolvierte ich dort auch ein medizinisches Therapeuten-Studium. Während dieser spannenden Reise durfte ich dem Zen-Meister Willigis Jäger und meinem aktuellen Yogalehrer R.Sriram begegnen. Seine Art zu unterrichten inspirierte mich so sehr, dass ich in dieser Tradition eine weitere Ausbildung beim BDY begann.
Weitere Lehrer auf meinem Weg sind Monika Fell-Hagen und ihr großes Wissen der Chakren, ebenso Remo Rittiner, der das Wissen des Marma-Nadi-Systems in sein AyurYoga mit einbindet. Seit 2023 bin ich nun in der Ausbildung des deutschen Focusing-Institut in Würzburg, um mein Arbeiten mit den Klient:innen immer tiefer und fokussierter werden zu lassen und sie auch als Coach zu begleiten.
NEUE WEGE: Wie würdest Du Deinen Yoga-Stil beschreiben?
Sabina Schmiedel: Ich praktiziere Yoga und mache mir weniger Gedanken darüber, welchen Stil ich verfolge. Als Überschrift kann ich dir den Begriff Vinyāsa geben. Die Magie eines Vinyāsa ist eine bewegte Meditation, die fünf Komponenten umfasst: die Absicht, den Blick, den Atem, die Bewegung und mūla bandha- energetische Verschlüsse, bzw. Lenkung der Energie. Der Atem führt die Bewegung und die Bewegung erfolgt in Vinyāsa-Krama - Schritt für Schritt.
Wichtig ist für mich auch, sich mit einer aktuellen Situation im Außen oder mit der Schönheit und der Magie der Natur zu befassen. Ich arbeite oft mit den Jahreszeiten und den Jahreskreisfesten.
NEUE WEGE: Wer aus der Yogaszene bzw. Yoga-Lehrende hat Dich besonders inspiriert?
Sabina Schmiedel: Mein erster Yogalehrer Harald Gestrigkeit-Roos. Von ihm habe ich gelernt, dass keine körperliche Einschränkung den Weg des Yoga behindert.
NEUE WEGE: Wie stellt sich das das Zusammenspiel zwischen Yoga-Praxis und Ayurveda-Therapie für Dich da?
Sabina Schmiedel: Gemeinsam mit den Teilnehmer:innen möchte ich in der Tiefe forschen und dabei die Srotas – das sind Kanäle für Atem, Wasser, Nahrung – miteinbeziehen. Ich möchte ein tiefes Verständnis für die Marma-Nadi-Lehre – Energiepunkte und Bewegungsbahnen und die Energie der Chakren vermitteln. Mein Ziel ist es ein vitales Gewahrsein des Körpers mit auf den Weg zu geben.
NEUE WEGE: In welcher Form integrierst Du Bewegungen in Deinen Unterricht?
Sabina Schmiedel: Ganz klassisch und wie im Hatha-Yoga üblich, gibt es kraftvolle Asanā-Statik, die über einen längeren Zeitraum gehalten wird. Als Ausgleich dienen leichte bis fordernde Vinyāsa-Bewegungsabläufe, die den Körper auf die Statik vorbereiten. Am Anfang der Stunde sind die Bewegungen eher meditativ oder entspringen somatischen Bewegungsformen wie Feldenkrais und BMC - Body-Mind-Centering. Innerhalb der Stunde wird Kraft und Beweglichkeit aufgebaut. Die Stunde endet nach einer Einheit Pranayāma, der bewussten Regulierung und Vertiefung der Atmung, in der Stille.
NEUE WEGE: Was bedeutet Meditation für Dich?
Sabina Schmiedel: Innerhalb einer normalen Yogastunde sprechen wir weniger von Meditation, eher von Dharana-Konzentration, dem Zurückziehen der Sinne. Meditation will sorgsam vorbereitet werden und wird erst nach einer kompletten Yogastunde und vorbereitenden Pranayāma praktiziert. Am besten trifft für mich die Aussage von T.K.V. Desikachar: „Man hat sich von sich selbst entfernt und Yoga bringt einen zurück zu sich selbst. Das ist alles.“
NEUE WEGE: Was dürfen die Reisegäste während der gemeinsamen Kurswoche mit Dir als Kursleitung erwarten?
Sabina Schmiedel: Sie dürfen erwarten, sich selbst zu berühren, ihr Inneres zu entdecken, neue Räume zu erforschen, sich im Raum zu erweitern - durch Atem - durch Präsenz.
Ich begleite Sie gerne an den Ort wo sie sich „zu Hause fühlen“, den Weg dorthin müssen sie allein gehen.
NEUE WEGE: Wem würdest Du deine Reise mit Neue Wege besonders empfehlen?
Sabina Schmiedel: Mein Unterrichten benötigt keine besonderen Vorkenntnisse in der Form von „Fortgeschritten“
„Jeder der atmet kann Yoga.“ (Sri T. Krishnamacharya)
Der Teilnehmer sollte jedoch Lust darauf haben, tiefer in die Materie des Yoga einzusteigen, Atemlenkung und Bhandā (Energieverschlüsse) sollten ihm bekannt sein. Die Erfahrung dazu kann auch ausserhalb von Yoga gemacht worden sein, wie zB.: bei der Schwangerschaftsvorbereitung, Beckenbodengymnastik oder Pilates.
NEUE WEGE: Hast Du eine Übung oder eine Yoga-Weisheit, die Du unseren Blog-Leserinnen mitgeben möchtest?
Sabina Schmiedel: „…denn Yoga heißt, ich bleibe im Kontakt mit Körper und Geist mittels des Atems, um die Leere und die Fülle zu explorieren und dabei die Stimme des Mitempfindens zu entfalten…“ (R.Sriram)
zum Profil und Reisen von Sabina Schmiedel
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