Interview mit Yogalehrerin Hilde Peer
Liebe Hilde,
NW: Was hat Dich dazu motiviert mit Yoga anzufangen und es zu lehren? Wie sah Deine Yoga Reise seitdem aus?
HP: Anfang der 90iger-Jahre war ich Tänzerin und hatte die Möglichkeit, durch ein Förderstipendium nach Berlin und New York zu gehen. In den Tanzklassen des Modern-Dance war es üblich, mit Yoga das Warm-Up zu beginnen. Nach meiner ersten Yoga-Stretching Stunde hat mich dieses gute Körpergefühl total begeistert – und ich wusste: das möchte ich lernen und weitergeben. Ich begann zunächst eine Ausbildung in Meridian-Hatha-Yoga und Kali-Tri-Yoga in Boston, Weiterbildungen in Iyengar-, Ashtanga- und Kundalini-Yoga, und eine Ausbildung in Luna-Yoga. Schließlich führte mich mein Weg zum Berliner-Yoga-Zentrum, wo ich mit Vini-Yoga (TKV Desikachar) die Kunst der Anpassung an die Individualität des Menschen erlernte. Besonders daran war, dass dabei auch der Einsatz des Yoga-Sūtra des Patañjali als philosophische Basis für den Yoga-Unterricht einen bedeutenden Stellenwert bekam.
NW: Wie würdest Du Deinen Yogastil beschreiben?
HP: Vini-Yoga ist kein Yogastil. Das Wort Vini-Yoga bezeichnet die Art der Anwendung von Yoga. In meinem Unterricht passe ich die Yoga-Übungen den Menschen und ihren Bedürfnissen an – nicht umgekehrt.
NW: Warum hast Du Dich entschieden mehrere Yogastile zu unterrichten?
HP: Es ist nicht so, dass ich mehrere Yogastile unterrichte. Ich habe in meiner mittlerweile 30jährigen Yogaerfahrung viele unterschiedliche Yogastile kennengelernt und geübt. Durch die Möglichkeit, sehr viele Menschen mit unterschiedlichsten Anforderungen und Bedürfnissen zu unterrichten, konnte ich sehen, wie komplex die Wechselwirkungen zwischen Yoga-Übungen und jeder Persönlichkeit sind. Von daher schöpfe ich in meinem Unterricht aus einer großen Schatzkiste mit unterschiedlichsten Yoga-Handwerkszeug.
NW. Was bedeutet Yoga im Allgemeinen und Deine jeweiligen Stile im Speziellen für Dich?
HP: Wie gesagt, keine wechselnden Stile. Yoga im Allgemeinen bedeutet für mich: denken und fühlen miteinander zu verbinden. Das heißt: ich übe Āsanas und Vinyāsas so, dass ich jede Bewegung mit dem Ein- und Ausatem verbinden kann, wodurch mein Geist konzentriert und ausgerichtet ist und ich passe die Praxis meiner jeweiligen Lebenssituation an.
NW: Wer aus der Yogaszene bzw. welcher Yoga Lehrende hat Dich besonders inspiriert?
HP: Dr. Imogen Dalmann und Martin Soder, Berliner-Yoga-Zentrum. Sie waren Pioniere in der therapeutischen Arbeit mit Yoga. Außerdem Radha Sundararajan. Von ihr habe ich die Kunst der Vedischen Rezitation gelernt. Und Adelheid Ohlig mit Luna-Yoga.
NW: Wo siehst Du das Zusammenspiel zwischen Yoga und Auslandserfahrungen, bzw. Reisen?
HP: Reisen ist eine besondere Art der Seins-Erfahrung. Ich bin interessiert und offen für Neues. Ich möchte eintauchen in die Schönheit eines Landes und Menschen kennenlernen, mich entspannen und das Leben genießen. In der Hektik des Alltags geht diese Offenheit oft verloren. Auch Yoga ist eine Reise – diese Reise geht nach innen, zu mehr Freiheit, zu Ruhe und Gelassenheit.
NW: Als studierte Sportwissenschaftlerin, welche Vorteile siehst Du im Yoga gegenüber anderen Sportarten?
HP: Im Sport geht es oft um Leistung wie schneller, höher, weiter, besser. Um eine sportliche Leistung geht es im Yoga überhaupt nicht. Wenn ich Yoga übe, respektiere ich meine Grenzen indem ich auf meinen Körper und Atemrhythmus höre.
NW: Wie kombinierst Du Yoga mit anderen Aktivitäten? Warum ist die jeweilige Kombination so wirkungsvoll?
HP: Ich bewege mich sehr gerne in der Natur, wandere, steige auf Berge, mache Skitouren und klettere. Bei all diesen Aktivitäten ist mir Yoga von Nutzen. Klettern und Yoga ist eine wunderbare Kombination. Im Yoga werden Beweglichkeit, Körperwahrnehmung und Präsenz geschult und ich lerne die gute innere Verankerung durch den Atem. Das lässt mich am Felsen konzentriert agieren.
NW: Was planst Du mit den Reiseteilnehmenden zu machen? Was können sie erwarten?
HP: Zwei Mal am Tag wird Yoga geübt. Die Praxen sind so aufgebaut, dass alle Übungen in sinnvollen Schritten vorbereitet und mit dem Atem verbunden werden. Gegebenenfalls wird an die jeweilige Person angepasst. Geübt werden unterschiedliche Vinyāsas, abwechslungsreiche Āsanas, Atemübungen und Meditation. Eine besondere Erfahrung des Übens wird sein, wenn wir Āsanas und Atemübungen mit dem Tönen von kurzen Mantren verbinden. Die Schwingungen und Vibrationen wirken sich positiv auf unsere physische und mentale Gesundheit aus.
NW: Wem würdest Du Deine Reise mit NEUE WEGE besonders empfehlen?
HP: Allen, die sich wünschen einen herrlichen und sinnvollen Urlaub auf Sardinien zu verbringen, organisiert und betreut von freundlichen und motivierten MitarbeiterInnen.
NW: Hast Du eine Übung oder eine Yoga-Weisheit, die Du unseren Blog-LeserInnen mitgeben möchtest?
HP: Ein Zitat von Sri T. Krishnamacharya, das mich schon seit vielen Jahren begleitet und immer wieder bestärkt: „Die Praxis des Yoga umfasst Körper, Geist und Seele. Sie trägt immer Früchte und gibt jedem Übenden, was er sucht.“
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