Interview mit Yogalehrerin Carmen Signer
Liebe Carmen,
NW: Was hat Dich dazu motiviert mit Yoga anzufangen und es zu lehren? Wie sah Deine Yoga Reise seitdem aus?
CS: Die Antwort dazu wäre genau so kurz wie banal, aber auf den Punkt gebracht: weil es Freude bereitet und so vielfältig ist.
Etwas ausführlicher möchte ich die Frage folgendermassen beantworten: Mentales Training - Gedanken können Berge versetzen - hat mich schon als Leistungssportlerin geprägt. Zu jedem Zeitpunkt war und ist mir bewusst, dass die geistige Gesundheit mit der seelischen und körperlichen zu vereinen ist, um im Berufsalltag gesund zu bleiben.
Im Yoga fand ich diese drei tragenden Säulen vereint. Sie wurden zu meinem stabilen Fundament. Ich ließ mich zur Yogalehrerin ausbilden, um die Materie aus reiner Neugier zu vertiefen. Zum Unterrichten kam ich „zufällig“ - im Langzeitsprachaufenthalt fiel eine Freizeitanimatorin aus und ich war gerade aus Indien als frisch zertifizierte Yogalehrende nach England angereist. So habe ich mit wenigen Interessierten im Schulzimmer gestartet und schon bald die ganze Mensa der Schule mit Yogis gefüllt. Es war und ist eine Bereicherung, mit andere Menschen meine Begeisterung zu teilen, Gutes und Spürbares zu vermitteln. Es folgte eine zweite Reise nach Indien nicht nur zwecks Vertiefung und Weiterbildung, sondern auch um die tiefe Sehnsucht nach dem Spirit, den Land und Leute ausstrahlen, zu befriedigen.
Mein persönliche Yogareise setzt sich zusammen aus öffentlichen Yogalektionen und privat geleiteten yogaspezifischen Workshops. Allmählich dazugekommen sind selbständig auf die Beine gestellte Retreat Angebote mit renommierten Hotels in Österreich und Ägypten. Diese intensive Zusammenarbeit – neu auch mit NEUE WEGE auf einer Finca auf Mallorca – ist mir eine besondere Freude.
NW: Wie würdest Du Deinen Yogastil beschreiben?
CS: Intensives Ashtanga praktiziere ich gerne für mich allein oder in fortgeschrittenen Kleingruppen. Kraftvolle Asanas, die mich in einen meditativen Zustand versetzen, mag ich genauso wie erdendes Yin Yoga. Auf mentaler, seelischer und körperlicher Ebene laufen unmittelbar spürbare Prozesse ab.
Yin ist der Ausgleich zu jedem Yang. Von Zweiterem habe ich in meinem Berufsalltag nicht zu wenig! Yin- und Vinyasa-Yoga praktiziere ich mit meinen Yogis. Vinyasa ist ein fliessender „Tanz der Asanas“, bei welchem der Atem der Rhythmus ist.
NW: Warum hast Du Dich entschieden mehrere Yogastile zu unterrichten?
CS: Neben den drei beschriebenen Yogastilen unterrichte ich auch Aerial-Yoga und Yoga-Nidra. Die Ausbildung zur Aerial-Yogalehrerin habe ich in Rhishikesh, Home of Yoga, absolviert. Ich unterrichte verschiedene Yogastile, weil ich überzeugt bin, dass, wer sich auf die Reise zu sich selbst aufmacht und sich auf individuelle Entdeckungen einlässt, freudvoll und erfolgsversprechend unterwegs sein wird, wenn die Ausrüstung auf den Menschen zugeschnitten ist.
NW: Was bedeutet Yoga im Allgemeinen und Deine jeweiligen Stile im Speziellen für Dich?
CS: Yoga praktizieren heißt Yoga leben. Klar gehören die Asanas, Zeitfenster für die tägliche Praxis dazu, doch noch viel mehr ist es eine gelebte Lebensphilosophie für mich. Ashtanga bedeutet der achtgliedrige Weg. Ihn verfolge ich liebevoll konsequent.
NW: Wer aus der Yogaszene bzw. welcher Yoga Lehrende hat Dich besonders inspiriert?
CS: Sudhir Rishi, mein Philosophie- und Meditationslehrer in Goa, hat mich inspiriert und mich dem tieferen Verständnis für Yoga nähergebracht.
NW: Du bist außerdem Sekundarschullehrerin. Inwiefern bringst Du Deine Yogaerfahrung in diesem Beruf mit ein?
CS: Gelassenheit und Geduld sind zwei täglich eingesetzte Yogaeigenschaften, die mich motiviert, resilient und passioniert arbeiten lassen. Meine Lernenden fordern viel. Mein halbes Leben nehme ich mich dieser Herausforderung bereits an. Niemand lehrt mich mehr als meine Lernenden. Dafür bin ich dankbar. Mir ist bewusst, dass ich ihnen nur weitergeben kann, was ich selber in mir habe. Darum ist es mir so wichtig, Yoga zu leben und nicht nur in Einheiten zu praktizieren.
NW: Warum hast Du Dich entschieden, Yoga im Ausland zu unterrichten? Wo siehst du das Zusammenspiel zwischen Yoga und Auslandserfahrungen, bzw. Reisen?
CS: Yoga unterrichte ich im Ausland, weil es für eine Reise zu sich selbst manchmal zuerst ein bewusstes „ich verabschiede mich vom Alten“, ein neues Setting, ein unbekanntes, neues soziales Umfeld braucht.
NW: Was planst Du mit den Reiseteilnehmenden zu machen? Was können sie erwarten?
CS: Ich plane nicht, mit Gästen etwas zu machen. Ganz im Gegenteil. Die Gäste lassen sich auf eine vielschichtige Entdeckungstour ein. Ich verschaffe nur die Werkzeuge und das Setting vor Ort. Daraus bedient sich der Gast nach Gutdünken und Bedarf. Niemand kennt den Gast besser als er/sie sich selbst. Auf einer Reise hat er/sie die Zeit, sich mit sich und seinen/ihren Bedürfnissen zu beschäftigen. «Wer nichts erwartet, kann alles bekommen», ist eine meiner yogischen Ansichten. Die Teilnehmenden können sich auf Zeit und Hingabe mit resultierender Stärke freuen.
NW: Wem würdest Du Deine Reise mit NEUE WEGE besonders empfehlen?
CS: Mit NEUE WEGE soll reisen, wer sich etwas Gutes, bei professioneller Begleitung, tun will.
NW: Hast Du eine Übung oder eine Yoga-Weisheit, die Du unseren Blog-LeserInnen mitgeben möchtest?
CS: Voilà, meine top drei:
«Wer atmen kann, kann yogen.»
«Die Kohärenz in denken, sprechen und handeln ist einer der Schlüssel zur inneren Balance und Zufriedenheit. Ausprobieren erlaubt!»
«Gehe lächelnd durchs Leben und achte dich darauf, wie es zurück lächelt.»
Allerdings kann ich mit der 4. nicht zurückhalten: «A Surya Namaskar a day keeps the doctor away.»
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