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17.12.2018

Interview mit Hans-Georg Schoen


Hans-Georg Schoen mit seinen fast 90 Jahren.

Wir freuen uns Ihnen Hans-Georg Schoen vorstellen zu dürfen. Er ist einer der ersten Yogalehrer in Deutschland gewesen und begleitete bereits in den 90er Jahren unsere NEUE WEGE Reisen nach Asien und in Europa. Mit seinen inzwischen fast 90 Jahren gibt er immernoch regelmäßig Yogaseminare.

Im Oktober hat er das Buch "Yoga-QiGong mit bewusster Atmung - Vital bis ins hohe Alter" veröffentlicht. In welchem er erstmalig sein breites Wissen aus seinen über 61 Jahren Yoga-Erfahrung vorstellt.

Erfahren Sie im Interview mehr über Hans-Georgs Yogaweg, der Entwicklung des Yoga in Deutschland, seine Inspiration ein Buch zu schreiben und wie man es schafft im Alter fit und vital zu bleiben. Außerdem finden Sie Hinweise auf welchen Seiten in seinem Buch Sie noch mehr zum jeweiligen Thema erfahren können.

Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen!

 

Lieber Hans-Georg,
1. Du warst einer der ersten Yogalehrer in Deutschland und unterrichtest nun seit mehr als 60 Jahren. Willst du (nochmal) kurz erzählen, wie du damals zum Yoga gekommen bist?

Es war eine reine höhere Fügung, wie Du im Buch Kapitel 1 auf Seite 26 „Aufbruch in neue Welten“ lesen kannst. Ich hatte noch nie in Deutschland etwas vom Yoga gehört, als ich wie durch einen Zufall während eines Schiffsaufenthaltes in Barranquilla Frau Backhaus kennen lernte, die Yoga praktizierte und mir einige Übungen zeigte. Ich war sofort begeistert und wusste, Yoga ist genau das, was ich während meiner Arbeit als Hauslehrer auf einer abgelegenen Hacienda praktizieren werde.

 

2. Du hast die Entwicklung von Yoga in Deutschland von Anfang an miterlebt. Welche einschneidenden Entwicklungen gab es in der Geschichte des Yoga?

Beim 50 jährigen Jubiläum des BDY wurde mir diese Frage immer wieder gestellt, da ich wohl einer der wenigen Lehrer, die noch leben und unterrichten, die Anfangszeit miterlebt habe. Als ich im Januar 1957 aus Kolumbien nach Deutschland zurückkam, wollte ich intensiven Yogaunterricht nehmen, aber niemand kannte Yoga. So entschloss ich mich nach vielen Gesprächen, Yoga selbst an der VHS in Wedel zu unterrichten. In Kapitel „Yoga in Deutschland“ bin ich auf die wichtigsten Strömungen der Zeit eingegangen. Siehe Seiten 36-40.

 

3. Wie siehst du den heutigen Trend des Yoga? 

Das ist eine gute Frage. Ich freue mich, dass Yoga sich so weit ausgebreitet hat und vor allem auch viele Frauen unterrichten. Dadurch erhält Yoga neue Impulse. Da Frauen aber viel gelenkiger sind als Männer, scheuen diese sich, Yoga mitzumachen. Auch hat sich Yoga durch die Betonung der Asanas, und damit auch die Betonung der Gelenkigkeit, leicht veräußerlicht. Nicht umsonst habe ich in meinem Buch im Titelblatt keine Yogastellung eingenommen. Es geht doch im Yoga auf die Verinnerlichung der Übungen und damit erhält die mentale Achtsamkeit mehr Bedeutung. Auf diesen Punkt gehe ich auch in meinem Buch immer wieder ein.

 

5. Du gibst auch heute noch Yogastunden an der VHS in Wedel, was motiviert dich immer noch weiter zu machen? Könntest du dir ein Leben ohne Yoga überhaupt vorstellen?

Aus meinem Jahresprogramm erkennt man, dass ich noch sehr aktiv bin und immer nach neuen und besseren Wegen suche. Es gibt so viele neue Erkenntnisse, die ich für die Praxis umsetzen kann. Damit schlüsselt sich manches geheimnisvolle Wissen auf und bildet keinen Widerspruch mehr zu den neuen Erkenntnissen. Es lohnt sich, bis ins hohe Alter fit zu bleiben. Man kann dann die Zusammenhänge noch besser erkennen. Ich habe immer noch den Drang, meine Erkenntnisse weiter zu geben und zu demonstrieren, dass man im Alter nicht unbedingt völlig abbauen muss. Ich kann mir wirklich ein Leben ohne Yoga nicht vorstellen!

 

6. In deinen Yoga fließt eine Mischung aus Atemübungen und Qi Gong. Was ist das besondere an deinem Unterricht?

8. Punkte möchte ich neben der bewussten Atmung hervorheben:

1 1. Ich mache die meisten Übungen in Verbindung mit dem Dreierrhythmus. (siehe Buch S. 83 „Dreierrhythmus zur Atemvertiefung“, d.h. nach dem dritten Einatmen lasse ich die Atmung verströmen (Kumbhake Kevala), so dass eine Lücke der Leere entsteht. Diese ist frei von Gedanken und öffnet uns für die Aufnahme von Prana (oder im Qigong für die Aufnahme von Qi (korrekterweise von Chi). Vom Standpunkt der Wissenschaft erhöht die Atemleere den CO2 im Blut wieder, was ein tieferes Einatmen ermöglicht und ein Überatmen verhindert, das leicht zu Stress führt.

2. Wir arbeiten mit Mantren, um die Atmung lenken zu können. Es kommt darauf an, innerlich die angesprochenen Körperregionen zu fühlen. Die Atemmantras SA – HAM und HAM- SA machen dies besonders deutlich. Sie richten unsere Aufmerksamkeit auf die Räume im Naseninneren und auf unser Halschakra und damit auch auf die Halswirbel, die bei den meisten Menschen Problemzonen sind. Im Kapitel 2.2 Seiten 104 bis 116 bin ich genauer darauf eingegangen.

3. Die Verbindung zum Qigong ermöglicht, mehr Bewegung in die Yoga-Übungen zu bringen. So kann ich mit den Bijamantren und heben der Arme alle Räume fühlend erleben. Außerdem gehe ich auf die Bedeutung der Meridiane ein, die alles im Körper miteinander verbinden.

4. Wir beginnen jede Übung konsequent nach einem bewussten Ausatmen. Dann erfolgt eine Sammlung in unserer Mitte (HARA) und darauf, in bewusster Verbindung mit dem Mantra SA – HAM, eine Hinführung zur geistigen Wachheit und ein loslassen zur Erde: LAM. Erst dann erfolgt die die Durchführung der gewünschten Übung. Dadurch erreichen wir ein bewusstes, kontrolliertes Üben, so dass ein Abschweifen der Gedanken kaum möglich ist. Darum gehen wir auch nie direkt in eine Asana, sondern wachsen mit bewusster Atmung tiefer und tiefer in die Endstellung hinein.

5. Unser Ziel ist es die Übungen in allen Körperstellungen auch geistig innerlich verbunden mit der gezielten Atmung zu machen. Das macht uns schließlich unabhängig von körperlicher Gesundheit und ermöglich ein Üben im täglichen Leben.

6. Wir suchen in unseren Übungen nach der verlängerten Ausatmung die gedankenfreie Verbindung zu unserem inneren Wissen. Außerdem nehmen wir durch Mantren Verbindung zum kosmischen Bewusstsein, oder anders formuliert, zum Quantenfeld auf. Das führt uns ganz natürlich in die Meditation. (Siehe Kapitel 3: „Die geistige Dimension des Yoga-QiGong.)

7. Ich erwarte, dass die Übenden die Zusammenhänge der Übungen mit physiologischen Vorgängen im Körper erkennen. Das fordert immer wieder Bewusstheit und geistige Wachheit heraus. Damit unterstützen wir den Körper in seinem inneren Bemühen, die Frische und Kraft zu behalten, die schließlich den Alterungsprozess verlangsamt. (Siehe auch im Anhang die eingefügten Texte. Das sind einige der Erkenntnisse, die wir auch im Unterricht besprochen haben.

8. Alle Stunden schließen mit einer Tiefenentspannung. Seit den 70er Jahren mache ich, oft mit ruhiger Musik, Führungen in eine tiefe Entspannung. Dabei lasse ich geistige Übungen mit einfließen. Dadurch erfahren die Schülerinnen/ Schüler ihre innere Kraft und Erkenntnis, dass unser Körper immer das Bestreben hat sich zu erneuern (Siehe Kapitel 2.10: „Atmung der Zellen – Ich atme Licht.).

 

7. Wer oder was hat dich inspiriert mit deinen 89 Jahren ein Buch zu Yoga-Qi Gong zu schreiben? Wie lange hast du für dieses ausführliche Werk gebraucht? Wem würdest du dein Buch empfehlen?

Yoga ist Teil meines Lebens und gehört zu meinem Alltag. In Wedel unterrichte ich im nächsten Jahr 63 Jahre und ich habe viele treue Schüler. So nehme ich die Unannehmlichkeiten von Tornesch nach Wedel zu fahren gern in kauf. Immer wieder wurde ich angesprochen, doch meine Erfahrungen in einem Buch festzuhalten und weiterzugeben.

Drei Jahre habe ich mit viel Freude an dem Buch gearbeitet und immer wieder neue Erkenntnisse gewonnen. So musste ich ständig Veränderungen vornehmen, um Übungen verständlicher zu machen. Mir war es auch ein Anliegen, auf die andere, die geistige Dimension einzugehen. Meditation erscheint nach den Erkenntnissen der Quantenmechanik in einem neuen Licht.

Wenn man einmal im Altersheim unterrichtet hat, ist man erschrocken über den Gesundheits- und Geisteszustand der Bewohner. Sie atmen nur soviel, um noch zu überleben und leben oft nur noch durch Einnahme vieler Medikamente. Das muss sich ändern! Ich bin bemüht immer wieder zu beweisen, dass auch ältere Menschen von einer guten Atmung und leichten Übungen profitieren können. Mit dem Buch möchte ich besonders die Menschen ansprechen, die unabhängiger werden wollen von Medikamenten und noch im Alter ein aktives, bewusstes Leben führen möchten. So werden wohl besonders die älteren Menschen angesprochen.

Aber dieses Buch richtet sich auch an alle Yogalehrerinnen und Lehrer, die geistige Übungen vermitteln möchten und bereit sind, auch mit gesundheitlich eingeschränkten Menschen zu üben, um diesen die Beweglichkeit zu erhalten. Auch möchte ich auch ein Tor zu einem tieferen Bewusstsein öffnen. Darum auch das Ziel, mentales Üben zu erreichen. (Siehe auch auf Seite 275 „Zum guten Schluss“)

 

8. Yoga hält dich fit und gesund – auch im Alter. Welchen Ratschlag hast du für unsere LeserInnen, um ein langes und gesundes Leben zu führen?

Immer geht es im Yoga darum, mit zunehmendem Alter bei den Übungen zu bleiben, um Beweglichkeit und auch eine gewisse Kraft zu erhalten. Da der Körper beginnt, mit dem Alter abzubauen, gilt es durch bewusstes Üben in Verbindung mit einer guten Yogaatmung die geistige und körperliche Fitness zu fördern. Wie weit wird Yoga Teil des Lebens? Diese Frage muss sich jede Leserin und jeder Leser gewissenhaft stellen. Dass die Möglichkeit bis ins hohe Alter geistig fit zu bleiben möglich ist, darauf bin ich bewusst auf Seite 142 „Ewige Jugend des Gehirn“ eingegangen.

 

Vielen Dank für das ausführliche Interview lieber Hans-Georg.

 

Mehr Informationen zu Hans-Georg Schoen und seinen Yogaseminaren gibt es auf seiner Webseite.

Zum Buchtipp "Yoga-QiGong mit bewusster Atmung - Vital bis ins hohe Alter" geht es hier.

 

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