Herausforderungen einer nachhaltigen touristischen Entwicklung in Nepal nach den Erdbeben
Unser Projekt „Neue Energien für Nepal“ haben wir Ihnen bereits vorgestellt. Im Wesentlichen geht es dabei um die Entwicklung eines sogenannten „Zero-Carbon-Treks“ in Nepal, welcher durch den nachhaltigen Wiederaufbau von Privathäusern, Schulen oder Lodges verwirklicht werden soll.
Doch was sind eigentlich mögliche Herausforderungen einer solchen nachhaltigen Tourismusentwicklung in einem Entwicklungsland wie Nepal? Auf was muss geachtet werden?
Im Nachfolgenden werden Ihnen drei wichtige Faktoren näher erläutert.
1. Gleichberechtigung und Kooperationen
Gleichberechtigung ist nicht nur zwischen Männern und Frauen zu finden. Die meisten Nationen weisen verschiedene organisatorische Level auf (national, regional und lokal), welche in ständiger Interaktion miteinander stehen. Auch zwischen diesen Ebenen ist eine Gleichstellung wichtig, wenn es um die erfolgreiche Integration von nachhaltigem Tourismus geht. Viele Autoren argumentieren, dass Pläne für die Tourismusentwicklung auf nationaler oder regionaler Ebene entworfen und nicht an die lokalen Bedürfnisse angepasst werden. Wenn also beispielsweise ganze Dörfer aufgrund von beschlossenen Konzepten ihre Lebensweise ändern müssen, wird eine erfolgreiche Integration nur erschwert möglich sein. Am Beispiel von „Neue Energien für Nepal“ wird eine grundlegende Gleichberechtigung angestrebt. Um die hochgesteckten Ziele erfolgreich umsetzen zu können, beziehen die Projektverantwortlichen nicht nur Regierungsparteien, sondern auch kleine bis mittlere nepalesische Bauunternehmen und einfache Privathaushalte mit ein. Kooperationen dieser Art unterstützen das Vorhaben, indem sie alle betroffenen Parteien – vor allem die lokale Bevölkerung – von Beginn an miteinbeziehen und an der Entwicklung teilhaben lassen. Somit wird nicht nur eine Gleichstellung auf allen Ebenen gewährleistet, auch hat das Projekt bessere Aussichten in Bezug auf eine erfolgreiche Integration des neuen Tourismuskonzeptes auf allen Ebenen.
2. Wertschätzung aller Bedürfnisse
Viele Beispiele in der vorhandenen Literatur beschreiben Tourismus als etwas, das leicht an jede Gegebenheit mit wenig Änderungen angepasst werden kann. Folglich wird angenommen, dass lokale Bauern alle Hotels und Lodges in der Region mit frischem Lebensmitteln beliefern, was möglicherweise nicht der Realität entspricht. Es kann sein, dass Touristen Produkte wünschen, die nicht vor Ort produziert werden können, sondern importiert werden müssen. Außerdem ist es möglich, dass „größere“ Hotels und Resorts ihre Lebensmittel vorzugsweise von Großhändlern beziehen, da dies einen gewissen Qualitätsstandard und Lieferungssicherheit mit sich bringt. Auch dieses Verhalten kann möglicherweise durch Kooperationen zwischen Hotels und Lodges sowie lokalen Lebensmittelproduzenten verhindert werden. Bevor das Projekt zur Lebensmittelversorgung voranschreitet, werden Wohnhäuser, Schulen und Lodges zuerst mit erneuerbaren Energiequellen ausgestattet. Es wird angenommen, dass durch den Bau von effizienten Öfen, zum Beispiel, der Lebensstandard der Menschen automatisch gehoben wird. Zusätzlich kann somit sowohl der Konsum von Holz als auch der CO2-Ausstoß reduziert werden. Indem man also alle Bedürfnisse wertschätzt und respektiert, kann die Integration des nachhaltigen Tourismuskonzeptes erfolgreich durchgeführt werden.
3. Unbeständigkeit
Eine weitere Herausforderung kann sich in der Unbeständigkeit der Projektausübung zeigen. Wird ein neues Projekt ins Leben gerufen, stehen Personen dahinter, die sich für das Konzept und dessen Entwicklung einsetzen. Diese können nicht nur Leute vor Ort, sondern auch Projektplaner aus der ganzen Welt sein. Auch die Regierung stellt häufig einen Beauftragten, um das Projekt zu unterstützen. Ändert sich jedoch etwas an der politischen Situation, wie beispielsweise neue Wahlen oder „wichtigere“ Vorhaben, so ist die Weiterentwicklung des geplanten Projektes nicht mehr zu einhundert Prozent gewährleistet. Dies muss nicht notwendigerweise nur auf politischer Ebene der Fall sein. Es besteht auch die Möglichkeit, dass sich die Interessen aller Projektbeteiligten nach einem gewissen Fortschritt ändern und nicht mehr die gleiche Energie in das Vorhaben investiert wird.
Jedes Entwicklungsland, welches eine nachhaltige Tourismusentwicklung anstrebt, hat unterschiedliche Hürden zu bewältigen. Diese können die oben genannten Herausforderungen sein oder aber andere Schwierigkeiten, die bei der Planung mit einbezogen werden sollten.
Nichtsdestotrotz befindet sich das Projekt „Neue Energien für Nepal“ auf einem guten Weg und freut sich über jede Unterstützung von Ihnen.
Markus Hegemann berichtet über den aktuellen Stand des Projektes "Neue Energien für Nepal" (Stand 17.02.2016):
In der ersten Phase des Projekts konnten bisher 120 Stück Solarsysteme und effiziente Öfen an die Dörfler im Helambu Gebiet verteilt werden. Im Februar und März wird ein Ingenieurteam in die 6 Dörfer gehen und dort eine Analyse der benötigten Energie und dafür passenden Technologien durchführen. Außerdem gibt es erste Ideen für den Aufbau der sogenannten "Comfort Lodges" sowie die genaue Trekking-Planung für den Climate Trek. So sollen die geplanten Lodges komplett frei von CO2-Emissionen arbeiten.
zum Infoflyer "Neue Energien für Nepal"
zur Autorin:
Simona Unger-Tahal ist Studentin der Hochschule für Internationales Management in Heidelberg im Studiengang "Internationales Tourismus Management" und abolvierte in 2015 ein fünfmonatiges Praktikum bei NEUE WEGE.
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