Hatha-Yoga Übungen für den Urlaub und Alltag
Yoga bringt Entspannung und eine bewusste Wahrnehmung. Die sanfte Praxis des Hatha-Yoga lässt Sie zur Ruhe kommen und achtsam wahrnehmen. Hatha-Yogalehrer Stephan Maey, der auch für NEUE WEGE Yoga-Reisen leitet, stellt Ihnen heute drei Übungen vor, die Sie sowohl im Urlaub als auch im Alltag ausführen können. Wir wünschen viel Spaß beim Ausprobieren!
In meiner ebenso geerdeten wie intuitiv-inspirierenden Art Yoga zu leben und zu unterrichten, stehen drei simple und tiefgreifende Prinzipien im Mittelpunkt:
- Anspannung & Entspannung
- Atem & Bewegung
- Klang & Stille
Sie fungieren als Unterstützung auf dem Weg zum Innehalten, bewussten Wahrnehmen und Loslassen und beschreiben gleichzeitig das Wesen der Kreativen Hatha-Yoga Praxis. Was verbirgt sich dahinter und wie wenden Sie diese an?
Mit Anspannung & Entspannung ist der dem Hatha-Yoga grundlegend innewohnende Wechsel von einem Zustand der aktiven Spannung in einen Zustand des aktiven Loslassens und passiven Erlebens gemeint. Lassen Sie sich während des Übens von Hatha-Yoga ausreichend Raum und Zeit um beide Zustände und deren Wirkung auf Geist und Körper ausgiebig und intensiv zu erspüren und zu erforschen. Eine sehr wirkungsvolle Methode um innezuhalten, ganz bei sich anzukommen.
In der Praxis gibt es viele Möglichkeiten, dies anzuwenden. Probieren Sie es gerne in einer beliebigen Situation aus!
Hatha-Yoga Übung 1 - Anspannung & Entspannung
- Legen Sie sich einen Augenblick auf den Boden oder setzen sich bequem und aufrecht hin.
- Spannen Sie dann für einige Augenblicke (ca. 5-8 Sek.) den Körper an verschiedenen Stellen an. Machen Sie zum Beispiel feste Fäuste, krümmen die Zehen, spannen die Gesäßmuskulatur und ziehen die Gesichtsmuskulatur Richtung Nase. Atmen Sie dabei weiter.
- Danach lassen Sie die Muskulatur vollständig los. Spüren Sie nach. Hat sich etwas verändert? Wo ist Ihre Aufmerksamkeit jetzt?
Das Prinzip Atem & Bewegung lenkt die Aufmerksamkeit auf den lebendigen Fluss zwischen den rhythmischen Bewegungen des Atems mit den passend dazu fließenden Bewegungen des Körpers. Die aktive Beobachtung dieser Verbindung von Atem und Bewegung bietet in Ihrer Yoga-Praxis eine wundervolle Möglichkeit, tief in den Augenblick und sich selbst einzutauchen und meditative Dynamik und Stille zu erfahren. Zeit und Raum lösen sich auf. Das Anforderungsspektrum der Bewegungen variiert dabei zwischen sehr einfach bis hin zu körperlich anspruchsvoll. Je nach Augenblick und je nach eigenen Vorkenntnissen, Fähigkeiten und Bedürfnissen können Sie sich selbst an diesem Punkt immer wieder einladen, das für Sie passende Tempo und die für Sie passende Intensität zu praktizieren und bewusst zu erleben. Es geht nicht um Leistung oder gar Perfektion.
In der Praxis gibt es hier schier unendliche Möglichkeiten, Atem und Bewegung miteinander zu verbinden. Sei es im Kampfsport, beim Laufen oder Schwimmen, beim Tai Chi oder Qi Gong, oder eben in einer der vielen Formen des Yoga: Das Prinzip funktioniert! Auch dies können Sie gerne und ganz einfach mithilfe der Abbildungen selbst ausprobieren
Hatha-Yoga Übung 2 - Atem & Bewegung
- Stellen Sie sich aufrecht hin, die Beine etwa hüftbreit. Die Arme entspannt neben dem Körper. Daumen und Zeigefinger bilden das Aum-Mudra (Abbildung 1 & 2).
- Mit dem Einatmen führen Sie die Arme links und rechts neben dem Körper nach oben. Am Ende dieser Einatmung schließen die Hände oberhalb des Kopfes (Abbildung 3 & 4).
- Unmittelbar mit Beginn der Ausatmung führen Sie die sich an den Innenflächen berührenden Hände (Namasté-Mudra) über die Mitte des Körpers bis zum Herzen (Abbildung 5). Dort bilden Daumen und Zeigefinger ein Dreieck. Die Handrücken zeigen zum Herzen (Abbildung 6). Immer noch mit der gleichen Ausatmung fließen die Hände weiter nach unten Richtung Schambereich. Dabei kippen Sie die Hände derart, dass sie am Schambereich angekommen, mit den Innenflächen zum Körper zeigen (Abbildung 7). Mit dem Ende der Ausatmung entspannen Arme und Hände dann wieder neben dem Körper im Aum-Mudra (Abbildung 1).
- Unmittelbar mit dem nächsten Einatem beginnt die Abfolge von vorne: Einatmung zur Aufwärtsbewegung, Ausatmung zur Abwärtsbewegung.
Üben Sie 6-8 Wiederholungen. Atmen Sie dabei langsam, ruhig und gleichmäßig. Spüren Sie nach. Hat sich etwas verändert? Wo ist Ihre Aufmerksamkeit jetzt? (Von Links nach rechts: Abbildungen 2 - 7)
Beim letzten Punkt, dem Aspekt Klang & Stille, geht es um zweierlei. Einerseits ist damit ein von außen wirkendes Wechselspiel gemeint: Ein Klang gefüllter Raum, der Sie in Ihrer körperlichen Übungspraxis unterstützt und inspiriert. Ein Raum der Stille, der Sie trägt und Ihnen die Möglichkeit schenkt, offen und annehmend mit sich selbst in Kontakt zu sein. Der Klang gefüllte Raum wird dabei instrumental angereichert mit intuitiv-kreativen Melodien und Rhythmen sowie stimmlich mit Tönen und Gesängen. Der Raum der Stille ist einfach nur still.
Zum Anderen ist dieser Punkt eine direkte Einladung an Sie. Eine Einladung den eigenen inneren "Klängen" in Form von Gedanken, Gefühlen und körperlichen Empfindungen zu begegnen. Eine Begegnung ohne schon vorab zu wissen. Sie schauen einfach. Sie beobachten einfach. Reine Wahrnehmung mit den Sinnen des Anfängergeistes: Nicht wissend, bewertend, interpretierend, sondern einfach nur beobachtend. Dieser Anfängergeist, wenn Sie ihn bereits kennen, werden Sie es wissen, möchte immer wieder neu aktiviert und aufgefrischt werden. Licht und Schatten dürfen während dieses Schauens gleichermaßen neugierig erfahren werden. Diese Erfahrungen können Sie Ihren eigenen Bedürfnissen entsprechend auch gerne über den Klang von Atem und Stimme lebendig zum Ausdruck bringen.
Dieser Ausdruck, aber auch das reine Wahrnehmen, bringt „dynamische Stille“ mit sich. Ein Zustand, der in meinen Kursen, Seminaren und Reisen immer wieder viel Raum & Aufmerksamkeit erhält. Sie können Ihre eigenen Ausdruck und dessen Wirkung auch gerne und sehr einfach selbst ausprobieren.
Hatha-Yoga Übung 3 - Klang & Stille
- Legen Sie sich hin oder setzen sich bequem auf (gerne im Anschluss an Übung 1 oder 2).
- Beginnen Sie einige Augenblicke vertieft ein- und auszuatmen. Im Laufe der Zeit lassen Sie insbesondere in Verbindung mit der Ausatmung (jetzt durch Mund und/oder Nase) Geräusche entstehen: Rauschen, Zischen, Stöhnen, Pfeifen, Gähnen - Jammern, Kichern, Husten etc. - Vom Prinzip ist alles erlaubt! Egal wie laut oder leise: Versuchen Sie einfach geschehen zu lassen und möglichst wenig zu kontrollieren. Überraschen Sie sich dabei gerne selbst. Nur Mut.
- Bleiben Sie einige Augenblicke (ca. 2-3 Minuten) im aktiven Ausdruck. Dann lassen Sie den Atem wieder natürlich fließen und spüren nach. Hat sich etwas verändert? Wo ist Ihre Aufmerksamkeit jetzt?
Die beschriebenen Prinzipien und deren konkrete Anwendung sind dabei ein Tor zum authentischen Kontakt zu sich selbst. Konkret angewandt helfen sie dabei auszusteigen aus monotonen Routinen im Denken, Fühlen und Handeln. Sie unterstützen dabei innezuhalten, bewusst wahrzunehmen und loszulassen. Loszulassen um Herz und Geist für neue Erfahrungen, Möglichkeiten und Sichtweisen zu öffnen. Immer wieder. Lebendiger Prozess. Sehr simpel, nicht aber einfach. Im Hinblick auf nachhaltige Übungspraxis ist es wichtig, sich immer wieder an diesen Prozess zu erinnern. Er ist so simpel und berührt uns gleichzeitig so tief und ist daher so fordernd, dass er gerne in Vergessenheit gerät. Eine Auszeit in Form einer Yoga-Reise stellt eine wirkungsvolle Erinnerung dar.
Ein wesentlicher Teil dieser Erinnerung liegt dabei darin, den immer wieder neu ablaufenden inneren Dynamiken – all den inneren und äußeren Konflikten, beruflichen und privaten Herausforderungen, Shopping & To-Do-Listen, Sorgen, Ängsten und Wünschen - mittels eines bewussten und kraftvollen Gegenübers zu begegnen: Dem inneren Beobachter. Es lohnt sich den Kontakt zu diesem inneren Beobachter zu pflegen. Er ist ein wundervolles Werkzeug um sich selbst in all seiner Lebendigkeit zu begegnen, ohne von dieser dominiert, überflutet oder mitgerissen zu werden. Sich von sich selbst und dem Leben berühren lassen und trotzdem Stille erfahren! Das sind keine Widersprüche. Das ist Teil und Essenz der (Kreativen Hatha-)Yoga Praxis.
Ich freue mich, wenn ich auf Reisen einen Teil dieses Weges gemeinsam mit Ihnen beschreite. Ich lade Sie von Herzen dazu ein und wünschen Ihnen eine inspirierende Erfahrung. Aufgrund meiner langjährigen Erfahrung im Leiten von heterogenen Gruppen, dürfen sich sowohl AnfängerInnen, als auch Übende mit langjähriger Erfahrung angesprochen und willkommen fühlen!
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