Guge - ehemaliges Königreich von Tibet
Im westlichen Teil von Tibet lag das ehemalige Königreich Guge. Dort erwartet den Betrachter eine weite Landschaft aus Sandstein Felsen und dem natürlichen Flusslauf des Sutlejs. Hin und wieder findet man kleine Pflanzen, die Wind und Wetter strotzen. Tibetische Antilopen springen über die weiten Felder und hier und da spaziert gemütlich ein Esel in freier Wildbahn vorbei.
Manche Stellen dieser einzigartigen Landschaft erinnern einen sogar an den Grand Canyon. Der Fluss Sutlej hat hier großartige Arbeit geleistet.
Das Königreich Guge, damals die Heimat des Buddhismus und bekannt für seinen Reichtum an Gold, Seide und Gewürzen besteht heute nur noch aus ungewohnten Ruinen. Das Königreich wird nicht umsonst als geheimnisvoll oder vergessen bezeichnet, denn seit dem Jahr 1630 verschwand das Königreich quasi spurlos.
Doch wie leben die Menschen hier? Was ist außer der Landschaft das Besondere an diesem Ort?
Die Antworten auf diese und weitere Fragen finden Sie in einer Reportage vom ZDF über das vergessene Königreich von Guge.
Was brachte das mysteriöse Königreich zum Untergang?
Lassen Sie sich von uns auf eine Reise durch die frühen Wurzeln des Buddhismus leiten und lernen die Geschichte von Guge kennen.
Gegründet wurde das Königreich Guge bereits im 11. Jahrhundert von Khor De, welcher zum Buddhismus konvertiert ist und die buddhistischen Texte aus dem Sanskrit in das Tibetische übersetzte. Somit setzte Khor De die Basis für den heute noch weitverbreiteten Glauben an Buddha. Auch wenn Khor De wahrscheinlich eine sehr wichtige Rolle in der Geschichte des Königreichs spielt, geht es heute vielmehr um die Geschichte von der Herrschaft des Königs Tashi Dagpa, welcher als letzter vor dem großen „Verschwinden“ des Königreichs regierte.
Die heutigen Ruinen waren früher einmal ein in die Flanke eines Berges gemeißeltes Bauwerk in Westtibet nahe der Grenze zu Indien. Die Hauptstadt des Königreichs war Tsaparang. Die Festung thront auf einem c.a 200 Meter hohem Berg, wo der König mit seiner Familie und seinen Bediensteten in einer Zitadelle lebte. Die Höhe und die Steilklippen der Festung machten es für Feinde unangreifbar und durch eingearbeitete Höhlen und Tunnel war es möglich Nahrung zu lagern, die Wasserversorgung zu sichern und das Leben verschiedener Untertanen zu realisieren. Wo der König auf der Bergspitze lebte, wohnten auf halber Höhe des Berges die Mittelschicht, Mönche und Kaufleute. Am Fuße der Stadt hausten die Armen.
Zu seiner Zeit verschaffte sich das Königreich Guge seinen Reichtum mit dem Handel von Gold, Seide und Gewürzen zwischen Indien und China. Dabei galt das Königreich aber auch als Zentrum der Religion, des Handelns und der politischen Macht. Es ist sehr wenig über das Königreich bekannt, aber es gibt eine Legende die am meisten verbreitet ist und diese handelt von dem blutigen Krieg zweier Brüder, der zum Untergang des Königreichs geführt haben soll.
Der Buddhismus und das Königreich Guge
Bevor wir auf den Krieg eingehen, ist es wichtig zu wissen, was Guge überhaupt mit dem Buddhismus verbindet. Wie schon vorher erwähnt, wurde dem Gründer des Königreichs Khor De nachgewiesen, buddhistische Texte in Tibet eingeführt zu haben. Auch Mönche haben in den Höhlen des Königreichs gelebt. Ein besonderes Ereignis in der Vergangenheit hat den Glauben an den Buddhismus aber sehr nachhaltig und intensiv geprägt. Als einer der nachfolgenden Herrscher (Yeshe Ö) einen buddhistischen Mönch einlud, wurde ein großes Fest veranstaltet und damit die zweite Verbreitung des Buddhismus in Tibet ( auch als die Phyi-dar" Phase bekannt) gefeiert. Besonders in der Zeit als Kaschmir, Ladakh und fast der gesamte Nordosten Indiens zum Islam konvertierte, flohen viele Buddhisten vor Verfolgung und Unterdrückung nach Guge, um ihren Glauben dort weiterhin ausleben zu können. Heute ist der Buddhismus immer noch fester Bestandteil in ganz Tibet und folgt dem Ziel, wie auch schon damals, der Natur und Existenz des Menschen auf den Grund zu gehen.
Die Legende - der Krieg der zwei Brüder
Wie Sie vielleicht vermuten, handelt es sich bei dem Streit der Brüder um den Streit von König Tashi Dagpa, der letzte König von Guge und seinem Bruder, Herrscher von Ladakh und tibetischer Abt von einem der damals größten tibetischen Klöster. Worum die Brüder stritten, lässt sich aus den Positionen der beiden leicht herleiten, Macht. Um das Jahr 1630 aber schaukelten sich die Streitigkeiten zu einem Höhepunkt, da sich viele Arbeiter des Königs dazu entschieden, sich den Klöstern anzuschließen. Somit entschieden sich die Untertanen gegen den König und für das Kloster und die Spannung zwischen Religion und Staat baute sich immer weiter auf.
Zu dieser Zeit gingen ein jesuitischer Missionar und sein Gefährte auf der Suche nach einem vergessenen christlichen Staat auf Reisen und landeten dabei in Guge. Der König aber nahm die Reisenden auf und ließ die beiden Christen eine Kapelle bauen. Als der Bruder des Königs, also der Abt des Klosters, Wind davon bekam, war ein Angriff der Ladakhi auf den König von Guge, zum Schutz des Buddhismus geplant.
Zunächst begann der Krieg damit, dass die Ladakhi durch die Gänge und Tunnel versuchten, die Festung zu erobern, wobei ihnen schnell klar wurde, dass es aufgrund der schmalen Gänge nicht funktionieren würde, die Gugen zu überraschen. Plan B war nun, die Festung zu belagern und dabei wichtige Gänge zu Nahrungsvorräten und Wasserzugängen zu versperren. So leicht ließen sich die Gugen jedoch nicht unterkriegen und nutzte den geheimen Fluchttunnel des Palastes für die Wasserversorgung, bis die Ladakhi erneut angriffen und viele Gugen gefangen nahmen. So musste sich der König von Guge ansehen, wie die Gefangenen seines Volkes durch Folter und Qual eine Belagerungsfestung für die Ladakhi bauen mussten.
Gut zu wissen: Das ist der Grund dafür, dass die Ruine aus einem Teil der Festung besteht, welcher eine komplett andere Bauweise aufweist als die ursprüngliche Festung von Guge.
Nach einiger Zeit konnte der König von Guge nicht mehr zusehen, wie sein Volk litt. Der König ergab sich aus Mitleid zu seinem Volk und auf einen Schlag wurde das 700 Jahre alte Königreich erobert. Was danach geschah, bleibt bis heute unbekannt. Fakt ist jedoch, dass durch die mit der Zeit sich veränderten Wetterbedingungen, das Leben in Guge aufgrund der Trockenheit und des Wassermangelns stark erschwert wurde. Das Königreich Guge gehörte den Ladakhi bis sie von Tibetern und Mongolen vertrieben worden sind.
Heute noch ein Highlight ist der rote Tempel der Ruine. Dieser wird als Kunstgeschichte in bildhafter Form bezeichnet, da die Wandmalereien und Deckenmalereien das Leben damals in Guge widerspiegeln.
Wer das ehemalige Königreich Guge am liebsten selbst entdecken möchte, dem legen wir unsere Reisen mit unseren erfahrenen Reiseleitern Roman Mueller, Minka Hauschild und Dinesh Shakya ans Herz. Sie führen Sie auf dem Weg zum heiligen Berg Kailash durch das alte Königreich Guge.
Pilgerreise zum heiligen Berg Kailash in Tibet
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