Die Bank vor der grandiosen Aussicht der Berge Bhutans
11.01.2018 Wolfgang Keller

Entschleunigung im einzigartigen Bhutan - Reisebericht


Unser Kollege Wolfgang mit einem Mönch des Nonnenklosters in Bhutan
Die herrlichen Wanderwege in Bhutan
Hoch in luftigen Höhen erkunden Sie beim Trekking in Bhutan das Kloster Tigers Nest iStock - Nyiragongo

Die Entdeckung der Langsamkeit

Das Nonnenkloster Kila Gompa liegt auf 3.690 m Höhe über dem Paro Tal im Westen Bhutans. Eine breite Schotterstraße führt bis unterhalb des Klosters, von dort ist es ein Katzensprung zum Kloster. Ein lohnenswertes, einfaches Ziel für meinen 2. Tag in Bhutan, dachte ich. Dumm nur, dass die Straße zum Kloster für Fahrzeuge gesperrt war, die letzten zwei Kilometer musste wir zu Fuß gehen. Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, ich liebe Wandern und ich bin anschließend noch viele Kilometer in Bhutan zu Fuß unterwegs gewesen. Aber diese beiden Kilometer in der noch ungewohnten Höhe hatten es in sich.
Auf dem Weg zum Kloster meine eigene Langsamkeit entdeckend, hatte ich unfreiwillig genügend Zeit, um über eine der Kernaussagen Buddhas zu philosophieren – „das Leben ist Leid“. Doch oben angekommen, war alles Leid vergessen, stattdessen ein unbeschreiblicher Ausblick über das Tal.
An einem vorgelagerten Chorten saßen junge Nonnen beim Studium der buddhistischen Schriften, kein Geräusch außer dem Wind und den leise gemurmelten Mantren, die zu uns herüber klangen. Ich war angekommen, ganz im Jetzt, ganz im Augenblick, erfüllt von Ruhe und Glück. Der Tempel selbst hatte eine wunderschöne Atmosphäre, blitzsauber, mit vielen Blumen und Sinn fürs Detail. Mein Guide Tandin lachte dann auch schallend auf, als ich erwähnte, man sähe hier gleich, dass der Tempel von Frauen geführt würde. Und er nickte schweigend und wissend.

 

Sonne Sonne Sonne

Bhutan begrüßte mich mit einem Lachen – dem Lachen meiner Freunde in Paro, dem Lachen der Sonne und dem breiten Lachen der Menschen. Apropos Sonne – außer vielleicht in der Mongolei hatte ich noch nie solch einen strahlend blauen Himmel erlebt wie im Dezember in Bhutan. Erst am allerletzten Tag gab es ein paar Wolken, ansonsten Sonne pur und Tagestemperaturen zwischen 10°C - 20°C. Ein mehr als ideales Reisewetter also.
Wie sich die Bhutaner morgens aufwärmen, konnte ich am Dochu La Pass erleben. Immer am 13. Dezember findet am Pass auf über 3.000 m ein Festival mit vielen Tänzen und bunten Kostümen statt. In den frühen Morgenstunden ist es auf dieser Höhe noch sehr eisig und statt dem adventlichen Glühwein gab es sehr flüssigen Reisporridge mit ordentlich Chili. Etwas ungewohnt, aber ich war ja schließlich in Bhutan, um das Land, die Menschen und deren Sitten kennenzulernen. Porridge trinkend kam plötzlich die Königin Mutter vorbei und wollte wissen, wie es denn schmecke. Ich weiß nicht, ob es der Porridge oder das Treffen mit dieser beeindruckenden Frau war, aber anschließend war mir innerlich sehr warm zu Mute.

 

The Bank of Bhutan

Die zwei Wochen in Bhutan waren gespickt mit Höhepunkten. Natürlich waren da das Tiger’s Nest, der mächtige Paro Dzong und der herrliche Dzong von Punakha, der auf einer Insel zwischen dem Po Cchu (Vaterfluss) und Mo Cchu (Mutterfluss) liegt. Aber die ganz speziellen Momente waren doch die unerwarteten Augenblicke – das Lächeln eines Kindes, der Tee beim Mönch in der Lungchuzekha Gompa, die geweite Bisquitrolle im Drakarpo Kloster oder aber diese wunderschöne, herrliche Bank am Kloster Ugyen Tsemo, hoch über dem Tiger’s Nest. Diese Bank, dieser Ausblick auf die Berge Richtung Tibet, diese Stille – alleine bei dem Gedanken daran komme ich wieder ins Schwärmen.

 

Weniger ist mehr

Bhutan ist kein preisgünstiges Reiseziel. Aber es ist einmalig auf dieser Welt. Trotz den vielen Veränderungen in den letzten Jahren bewahrt sich dieses Land eine fast heilige Atmosphäre, die jeden bereichert, der sich auf das Land einlässt. Manchmal erfordert das etwas Zeit. Mein Guide wurde in den Tagen zu meinem Freund, der mir mit einer unheimlichen Geduld, Freude und Begeisterung all die magischen Orte zeigte, an denen man oft genug schnell vorbeifährt. Dabei lernte ich einmal wieder, dass ich nicht alles sehen muss, um ein Land und deren Menschen zu verstehen. Und ich lernte, meiner Langsamkeit zu folgen. Neben all den tollen inneren Bildern aus Bhutan (und den vielen Chilis) ist es das, was in mir noch lange nachglüht.

 

Danke Bhutan :-)

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