Im Anschluss der Kailash Umrundung reisen Sie zum heiligen Manasarovar-See
22.07.2014 Redaktion

Das Tibethaus Deutschland - Tibetische Kultur mitten in Deutschland


Tibetische Kunst
Die Hauptsadt Tsaparang des alten Königreich Guge im Garuda Tal - Energie der Weite
Bunte Fahnen, blaues Leuchten - der Manasarovar See hebt sich zwischen den Felsen am Berg Kailash ab

Das Tibethaus Deutschland in Frankfurt ist ein Kulturinstitut, ein Begegnungs- und Studienzentrum, in dem Besucher die alte und moderne Kultur Tibets kennenlernen und in einen anregenden Austausch eintreten können.

2005 hat S. H. der Dalai Lama in Wiesbaden offiziell die Schirmherrschaft für das Tibethaus Deutschland übernommen. Es werden über 300 Seminare, Workshops und Vorträge im Jahr dort angeboten in den Bereichen Buddhismus, Persönlichkeit und Gesellschaft, Kunst und Kultur etc. Das Tibethaus sieht seine Aufgabe darin, eine Brücke zwischen Tibet und dem Westen zu schlagen.

Das ganze Jahr über finden dort Veranstaltungen statt, bei denen einige unserer Referenten Vorträge zum Thema Tibet halten.

Eine unserer Referentinnen ist Elke Hessel. Sie ist studierte Tibetexpertin, Künstlerin und Autorin und hat seit 1989 mehr als 20 Reisen nach Zentral- und Osttibet unternommen. Gleichzeitig ist sie die Leiterin des Tibethauses und die Chefredakteurin des Tibethaus Journals. Vor einem halben Jahr hat sie ein Interview zu ihrer Rolle im Tibethaus gegeben. Viel Spaß beim Lesen!  

 

Interviewführerin Marina Pan: Elke, ich bin überwältigt von der Anzahl Deiner Tätigkeiten – Geschäftsführender Vorstand des Tibethaus Deutschland, Chefredakteurin des Journals, Autorin und Künstlerin. Welche der vielen Rollen dominiert? Was machst Du am liebsten?

Ein tibetischer Lama antwortete mir einmal auf die Frage: "Was machst Du am liebsten?" „Schlafen.“ Ich schlafe zwar auch gerne, aber jetzt, bezogen auf meine Tätigkeiten, gibt es natürlich solche, die ich sehr gerne mache, es gibt andere, die notwendig sind, dazu kommen noch Aktivitäten, die ich sehr gerne mache, aber zu denen ich kaum noch komme. Also, es ist momentan eine Mischung aus vielen verschiedenen Feldern.

Du bist in vielen Ländern unterwegs gewesen, von Lateinamerika bis Asien. Einmal im Jahr versuchst Du auch nach Tibet zu reisen. Man kann sagen, es ist fast zu einer zweiten Heimat geworden. Ist es ein Ort, der Dir viel Energie und Inspiration gibt?

Mir geht es in Asien grundsätzlich so, dass ich mich nie wie in einem fremden Land fühle. Ich werde allerdings oft gefragt: "Wie kannst du dich wohl fühlen in Tibet, es ist ein unterdrücktes Land, die Menschen leiden?“ Natürlich gibt es viel Leid. Das will ich gar nicht bestreiten. Aber wenn mich dieses Bewusstsein dominieren würde, könnte ich gar nicht dorthin reisen. Das heißt nicht, dass ich es verdränge. Tibet ist meine Herzensangelegenheit, da kann man nichts ändern. Den Tibetern in Tibet möglichst von Nutzen sein, ist für mich einfach sinnvoll. Und wenn ich in Tibet bin, gerade außerhalb von Städten, fühle ich mich wie ein Fisch im Wasser. Ich bin in den letzten 20 Jahren insgesamt 2 Jahre in Tibet gewesen. Ende der 90er habe ich zusammen mit einer Freundin direkt am Barkhor ein Atelier gemietet; wir haben dort mit tibetischen Künstlern zusammengearbeitet. Ein anderes Mal durfte ich eine Wandmalerei in der Altstadt restaurieren. Es war so beglückend, auch die alltägliche Arbeitsroutine in Lhasa zu haben. Seit 2008 ist das traurigerweise nicht mehr möglich. Ich könnte mir gut vorstellen, einige Monate im Jahr in Tibet zu leben, einige in Deutschland.

Das Tibethaus wurde gegründet u. a. mit dem Wunsch, die tibetische Kultur und Tradition im Westen zu vermitteln. War es deswegen Dein Wunsch fürs Tibethaus zu arbeiten?

Das Tibethaus wurde damals auf Anregung von Dagyab Rinpoche gegründet, der schon in den 60ern das Tibethaus in Dehli geleitet hatte. Danach hat er ja viele Jahre an der Universität Bonn gearbeitet. Ich war damals neben Simone Hensel, Annette Kirsch, Klaus Jork, Thomas Lindau und Carsten Graf und natürlich Rinpoche im Gründungsteam dabei und hatte auch die Idee, dieses tibetische "Goethe-Institut" in fünf Bereiche, in Buddhismus, Gesellschaft, Kunst & Kultur, Heilkunde und Wissenschaft aufzuteilen. Der XIV. Dalai Lama hat dann 2005 die Schirmherrschaft übernommen, das war eine Zitterpartie für uns, denn diese großzügige Geste gewährt er nur in ganz seltenen Fällen. Danach ist das Tibethaus mehr und mehr gewachsen.

Die tibetische Kultur ist ja in Deutschland nicht so bekannt, und auch Buddhismus ist keine Hauptreligion, somit ist es schwierig die Gesellschaft darauf aufmerksam zu machen.

Was ganz interessant ist, ist, dass jetzt viele Schulklassen zu uns kommen. Es macht uns - Andreas, Puntsok und mir - so viel Freude zu sehen, wie neugierig die Schüler sind und wie sie sich bei uns wohl fühlen. Aber ich käme nicht im Traum darauf, sie zu kleinen Buddhisten machen zu wollen. Sie sollen ihren eigenen Weg gehen, ihre eigene Vision, ihren Lebensfaden, entdecken. Doch die Brückenfunktion, das Verständnis und das Kennenlernen der anderen Kultur zu ermöglichen, möchte ich unterstützen.

Wenn man die jetzige Situation in Tibet betrachtet, dann weiß jeder davon, aber viele verdrängen es, als ob nichts passiert ist. Auf der anderen Seite gibt es viele, die etwas tun wollen, sie fühlen sich aber als "kleine Bürger" hilflos. Wie soll man in solchen Situationen handeln?

Ich persönlich glaube, dass man schon ein richtiges Maß an Abstand und Nähe behalten muss, sonst verliert man sich im Kummer. Wenn man wirklich helfen möchte, muss man realistisch und stark zugleich sein. Der Dalai Lama hat einmal einen beeindruckenden Satz gesagt: "If you want to practice compassion, you need a strong self." Man kann, realistisch gesehen, als einzelner Mensch z.B. an einem Hilfsprojekt für Tibet, China oder Afrika mitarbeiten oder einfach nur einem alten Nachbarn helfen, aber man kann natürlich nicht überall sein.

Es ist oft wirkungsvoller, als nur in Gedanken die ganze Welt retten zu wollen.

Der Bodhisattva Gedanke – alle Wesen erlösen, retten zu wollen –, wird oft falsch verstanden in der buddhistischen Welt. Im Grunde genommen fängt es mit einem selbst an. Falscher Altruismus ist fatal. Man sollte mit sich selbst achtsam sein, sich „stark machen“, dann kann man anderen gut helfen. Und indem man für die anderen sorgt, sorgt man auch wiederum für sich selbst. Wir denken oft viel zu einseitig.

Möchten auch Sie Tibet besser kennenlernen und in diese einmalige Kultur eintauchen? Fragen Sie unsere Asien-Experten nach einem passenden Angebot!

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