Auf der Reiseroute zu sich selbst: die Oase der Offenheit Castillo San Rafael
Andalusien, 18. – 25. August 2019
Zunächst schien es nur zweite Wahl zu sein – denn eigentlich hatte mich aus dem vielfältigen Angebot die Finca Son Mola Vell auf Mallorca am meisten gereizt. Umso enttäuschter war ich, als ich erfuhr, dass dort ausgerechnet für diese Woche im August, die ich spontan für einen Yoga-Aufenthalt gewählt hatte, schon alles ausgebucht war.
Und so hatte die freundliche NEUE-WEGE-Mitarbeiterin am Telefon zunächst einige Mühe, meine Skepsis zu überwinden und mich von einer Alternative zu überzeugen. Ich könnte doch das Castillo San Rafael in Andalusien wählen, riet sie mir. Das sei „vom Stil her zwar anders“ aber „mindestens ebenso schön“ und auf jeden Fall empfehlenswert.
Und so kam es, dass ich am – sehr, sehr frühen - Samstag morgen, den 18. August, kurzerhand nach Malaga statt nach Palma flog – auf einer „Reise zu mir selbst“. Wie sehr der Titel dieses Yoga Retreats sich im Laufe der nächsten Tage bewahrheiten würde, konnte ich da noch nicht ahnen. Denn, um es gleich vorneweg zu nehmen: Was zunächst wie eine Ersatzlösung aussah, war einer der besten Reisenentscheidungen, die ich je getroffen habe. Und ich reise viel!
Dabei ist schwer zu sagen, was genau dieses Gefühl von „Ankommen“, gleich bei der Ankunft in diesem schönen alten maurischen Kastell auslöst. Ist es die verwinkelte Anlage, die jedem das Gefühl vermittelt, eher in einem kleinen eigenen Häuschen mit einem mediterranen Sonnenplätzchen davor, statt nur in einem Zimmer untergebracht zu sein? Oder dieser wundervolle tropische Garten mit seinen unzähligen Pflanzen, liebevoll und leidenschaftlich von Gärtner José gepflegt? Der große Tisch unter Bäumen auf dem Platz vor der Rezeption, der für die nächsten Tage zu unserem Fix- und Kommunikationspunkt wurde, und vor allem zu einem Ort, wo außerordentlich viel gelacht wurde? Oder der ungewöhnliche Swimming-Pool, der sich unter Bananenbläumen und Blütenstauden dahin schlängelt?
Ja, all das, und noch viel mehr macht aus dem Castillo eine Oase: allen voran die besondere herzliche Gastfreundschaft von Christine und Bert, dem Betreiber-Ehepaar mit Schweizer Wurzeln; die liebevolle, sanfte und doch starke Art der wunderbaren Yoga-Lehrerin Larissa; das gute Essen, vom freundlichen spanischen Service-Team stets frisch zubereitet und überhaupt das besondere Konzept des Hauses. Denn das Castillo San Rafael ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Haus der offenen Türen. Ob es der Zugang zur hauseigenen Bibliothek, zum kleinen Lagerraum und Shop mit allerlei Bade- und Kosmetik-Utensilien, zum Speisesaal mit stets bereitstehendem Obst und Snacks oder zum gut gefüllten Kühlschrank mit Getränken für jeden Geschmack ist – hier ist alles offen. Verzehrlisten werden nicht geführt. Die Gäste werden lediglich vertrauensvoll gebeten, am Schluss ihres Aufenthaltes einen Obolus in ein bereitstehendes Kästchen zu werfen.
Soviel Vertrauen kreiert eine wahrlich familiäre Atmosphäre, ebenso wie die täglichen Shuttles im Mini-Bus zu den Stränden der Umgebung und spezielle Ausflüge zu Sehenswürdigkeiten, wie etwa dem weißen Dörfchen Frigiliana mit steilen Gässchen und durchaus lohnenswerten Boutiquen. Dabei geht auch hier alles nach dem Motto zu: Alles kann, nichts muss. Du willst einfach nur mal einen Tag lang in der tropischen Oase, etwa am und im Pool, verweilen? Kein Problem. Wer im Castillo auf der Reise zu sich selbst auch mal ein bisschen Distanz von der Gruppe und kontemplative Momente sucht, findet dafür viele lauschige Plätze über das gesamte Gelände verteilt. Mir ist es nicht gelungen, sie in einer Woche alle durchzuprobieren – einen oder mehrere Lieblingsplätze zu finden, das hingegen gelang sehr schnell.
Schade nur, dass die Tage im Castillo so schnell verfliegen – nach den belebenden Yoga-Übungen am morgen liegt zwar eigentlich genug Zeit für Entspannung, Erholung oder auch mal einen Ausflug in die faszinierende Klangschalen-Welt von Heilungsexpertin Fabiana, selbst Wahlspanierin mit südamerikanischen Wurzeln. Doch wenn es am späten Nachmittag wieder den kleinen Anstieg zur Yoga-Halle hinauf geht für eine letzte Übungsrunde, dann haben alle irgendwie das gleiche Gefühl: leider schon wieder ein wunderbarer Tag vorbei. Allerdings nur fast. Denn abends ging es oft noch weiter – mit vielen munteren Gesprächen rund um unseren gemeinsamen, geliebten Tisch. Und manchmal auch mit viel Musik.
Etwa von Raul Ruíz, der es schafft, seinen Zuhörern die Geschichte des Flamenco und die Entwicklung der unterschiedlichen Stilrichtungen mit seiner Gitarre näher zu bringen. Noch mehr Musik gab es dann von und mit uns selbst: Denn wir haben den kleinen runden Eventsaal des Castillo mehr als einmal für Tanzevents genutzt. Dass ich dabei mit drei tollen Frauen für unseren letzten gemeinsamen Abend eine kleine Choreographie einstudieren und aufführen konnte, war eine besondere Ehre für mich – und die anschließende Party, bei der wirklich alle mitgemacht haben, ein wunderschöner und unvergesslicher Einstieg in mein neues Lebensjahr.
Unvergesslich wird mir auch dieses ganz besondere Miteinander unter uns 11 Reiseteilnehmern bleiben – 11 Fremde, die ganz individuell, aus verschiedenen Ecken und Lebenswirklichkeiten ins Castillo kamen, und im Laufe dieser einen Woche zu einer ausnehmend herzlichen und fröhlichen Gruppe zusammengewachsen sind. Ein paar von uns halten die Erinnerung und das Hochgefühl aus dem Castillo beim Austausch auf Whats-App weiter lebendig – und den festen Plan, irgendwann noch mal gemeinsam in diese Oase zurückzukehren.
Monika H. (vielgereiste Journalistin mit Kölner Wurzeln, einem Brüsseler Domizil und einem Faible für alles, was intensiv, international, warmherzig, schwungvoll und einfach nur schön ist)
Kommentar schreiben
Kommentare
Keine Kommentare